Alle Schadensarten auf einen Blick. So vermeiden Sie Fehler
Inhaltsverzeichnis
Im Alltag als Kfz-Gutachter sehen wir fast täglich ganz klassische Schadensfälle.
Anbei finden Sie eine Auflistung der häufigsten Schadensarten und was bei diesen im Besonderen zu beachten ist.
Diese Informationen dienen nur dazu, eine Übersicht zu schaffen. Sie ersetzen selbstverständlich nicht die Begutachtung durch einen Profi.
Bagatellschaden
Bagatellschäden beschreiben dem Wortsinn nach Schäden, die hauptsächlich kosmetischer Natur sind. Im Versicherungsalltag spricht man von einem „Bagatellschaden“, wenn dieser die Summe von ca. 750,- € nicht überschreitet und der Geschädigte keine übermäßige Wertminderung für sein Fahrzeug hat. Dieser Richtwert beinhaltet Kosten für Ersatzteile sowie den Arbeitsaufwand für die fachgerechte Instandsetzung des Fahrzeugs. Nach den meisten Bagatellschäden kann man das Auto weiter fahren, sobald der Schaden dokumentiert ist. Wenn Sie selbst nicht fachkundig sind, sollten Sie sich von einem Fachmann das Okay zur Weiterfahrt holen. Denn es kommt durchaus vor, dass ein scheinbar oberflächlicher Schaden, wie eine schief sitzende Stoßstange (→ Parkschaden), einen großen Einfluss auf die Sicherheit des Fahrzeugs hat. Zum Beispiel kann ein verbogenes Teil am Reifen schleifen und diesen aufschlitzen.
Viele Fahrer unterschätzen die finanziellen Folgen einer unauffälligen Beschädigung. Fährt jemand eine Beule an einen fremden Wagen, so hat dessen Eigentümer Anspruch darauf, dass der Schaden so gut wie möglich behoben wird, um den vorherigen Zustand wiederherzustellen. Schleif-, Spachtel- und Lackierarbeiten (→ Lackschaden) sind aufwändig und können durchaus ähnlich hohe Kosten verursachen wie der vollständige Austausch eines Teils des Fahrwerks. Deswegen müssen diese Fälle genauso begutachtet werden wie alle anderen Schäden. Der Verursacher des Unfalls darf sich nicht mit einem „das sieht doch gar nicht so schlimm aus“ aus der Affäre ziehen. Bagatellschäden verursachen und Fahrerflucht zu begehen, ist kein Kavaliersdelikt.
Brandschaden
Frontschaden
Frontschäden treten im Fall eines Zusammenstoßens meist am auffahrenden Auto auf. Ursachen gibt es viele: angefangen von der Kollision mit einem anderen Wagen oder einem Gegenstand beim Parken, dem sogenannten → Parkschaden. Hier kommt es meist nur zu kleinen Beschädigungen (→ Bagatellschaden). Aber auch diese können die Sicherheit und den Wert des eigenen Wagens und den des Unfallgegners beeinträchtigen. Daher sollte man sie nicht vernachlässigen und genauso fachmännisch untersuchen wie auffälligere Schäden.
Sehr häufig geschehen Auffahrunfälle, bei denen das vorausfahrende Auto z. B. ein unvorhersehbares, extremes Fahrmanöver wie eine Vollbremsung durchführt. Oder der Fahrer des auffahrenden Wagens ist unaufmerksam oder missachtet fahrlässig die Sicherheitsregeln, z. B. indem er den Sicherheitsabstand unterschreitet.
Frontschäden muss man kompetent untersuchen lassen, da die Antriebseinheit bei nahezu allen modernen Fahrzeugen in der vorderen Kühlerhaube sitzt. An Motor, Antriebsstrang, der empfindlichen Elektronik und nicht zuletzt am Rahmen des Fahrzeugs können Schäden sein, die der Laie mit bloßem Auge nicht erkennt. Wenn man diese nicht zeitnah nach dem Vorfall des Schadens untersucht und ohne Zweifel mit diesem in Verbindung bringt, gibt es später häufig Probleme. Und zwar bei dem Versuch, die nicht gleich festgestellte Beschädigung beim Unfallverursacher als Spätfolge geltend zu machen. Laien bemerken ein leicht verzogenes Fahrwerk unter Umständen erst nach Monaten am ungleichmäßigen Abrieb der Reifen. Profis erkennen diesen Mangel durch präzise Vermessung sofort.
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Glasschaden
Wie in einer Wohnung können auch am Fahrzeug Glasschäden auftreten. Ein Automobil bewegt sich aber oft mit hohen Geschwindigkeiten fort. Durch Beschleunigung und Bremsen wirkt eine starke mechanische Belastung auf die Scheiben des Fahrzeugs und die eingesetzten Gläser unterliegen daher ganz anderen Sicherheitsstandards.
Das wichtigste Glas im PKW ist die Frontscheibe. Sie wird bei Frontschäden häufig in Mitleidenschaft gezogen, da der Aufprallimpuls durch die Fahrzeugfront weitergeleitet wird. Nach jedem Schadensfall, der bei höherer Geschwindigkeit aufgetreten ist, muss die Frontscheibe daher genau auf Risse untersucht werden. Auch kleine Beschädigungen muss man hier beachten, da sich diese im Verlauf vergrößern können. Dies gefährdet in erster Linie die Sicht aus dem Fahrzeug, die natürlich für den ordnungsgemäßen Betrieb absolut sicherheitsrelevant ist.
Übrigens sind nicht nur Sprünge und Löcher relevant für die Einschätzung der Tauglichkeit einer Windschutzscheibe. Bei älteren Fahrzeugen, deren Windschutzscheibe jahrelang mit schadhaften Scheibenwischern gereinigt wurde, kann diese stark verkratzt sein. Dadurch ist in bestimmten Situationen keine einwandfreie Sicht mehr gewährleistet. Dies macht sich im Alltag vor allem nachts und bei Regen bemerkbar. Ihr Gutachter prüft zuverlässig, ob Ihre Frontscheibe eine sichere Fahrt ermöglicht oder ob sie ausgetauscht werden muss.
Hagelschaden
Hagel ist ein Naturphänomen, das, anders als Regen und Schnee, nicht nur die Fahrt erschwert, sondern auch langfristige Auswirkungen auf Ihren PKW haben kann. Die Eiskörner können dabei – je nach Größe – kleine Kratzer an Lack und Scheibe verursachen. Oder aber Beulen und Dellen bewirken und sogar Scheiben komplett durchschlagen.
Im häufigsten Fall handelt es sich bei einem Hagelschaden um eine Vielzahl kleiner Eindellungen des Fahrzeugblechs, die sich nicht ohne Weiteres wieder ausbeulen lassen.
Sicherheitsrelevant wird es nur in extremen Fällen, beispielsweise wenn ein Glasschaden auftritt. Trotzdem leidet der Wert des Wagens mit dem kosmetischen Mangel ganz erheblich.
Im Gegenlicht ist am Dach des Wagens sichtbar, dass dieses keine glatte Fläche mehr bildet, sondern eher einer Mondlandschaft gleicht. Da für die meisten Besitzer ihr Fahrzeug kein reines Nutzgut ist, werden diese Schäden von Ihrem Gutachter sehr ernst genommen. Er untersucht daraufhin, wie gravierend die Dellen sind. Dabei muss er diese von möglicherweise bestehenden Vorschäden unterscheiden, um zu einer professionellen Bewertung zu kommen.
Heckschaden
Als Heckschäden werden Beeinträchtigungen an der Hinterseite des Fahrzeugs bezeichnet. Oft treten sie in Kombination mit Frontschäden auf, wenn es sich um einen Unfall mit mehreren beteiligten Fahrzeugen handelt. Der klassische Fall ist hier der Auffahrunfall. Auch wenn in den meisten Fahrzeughecks nicht so viel empfindliche Technik verbaut ist wie in der Front, kommt es sehr häufig zu Beeinträchtigungen des Fahrwerks, die den weiteren Betrieb des Wagens unter Umständen unmöglich machen. Um hier auf Nummer sicher zu gehen, ist der Rat eines Sachverständigen nötig.
Im Heckbereich gibt es selbstverständlich auch kleinere Beschädigungen wie → Lackschäden, vor allem Parkschäden (→ Bagatellschaden). Ihr Gutachter kann nicht nur die Höhe des Schadens ermitteln, sondern im Fall von Fahrerflucht auch abschätzen, durch welchen Fahrzeugtyp dieser verursacht wurde.
Oft wird von Laien unterschätzt, dass bei Heckschäden auch die im Kofferraum transportierten Güter versicherungsrechtlich relevant sein können – falls diese zu Schaden gekommen sind. Hier prüft Ihr Gutachter, ob der Unfall auch den Kofferrauminhalt mitbeschädigt hat.
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Mehr InformationenLackschaden
Bei den meisten → Bagatellschäden handelt es sich um Lackschäden. Wenn der Schaden am Lack auch das Trägermaterial deformiert hat, also auffällige Beulen oder verzogene Fahrzeugteile sichtbar sind, muss man genau prüfen, ob auch auf einer tiefer liegenden Ebene Schäden aufgetreten sind. Denn die können unter Umständen die Stabilität des ganzen Fahrzeugs beeinträchtigen. Schäden an Stoßstangen, z. B. bei Parkschäden, sehen äußerlich oft nicht dramatisch aus. Der Experte muss hier aber untersuchen, ob nicht die Aufhängung der Stoßstange gebrochen ist. Dieser häufige Schaden kann die weitere Funktion der Stoßstange beeinträchtigen, wenn er nicht richtig erkannt und behoben wird.
Wenn ein Dritter einen Lackschaden an Ihrem Wagen verursacht hat, haben Sie Anspruch auf die fachgerechte Instandsetzung. Diese ist oft zeit- und kostenaufwändig. Daher lohnt hier die Beurteilung durch den Fachmann, um die professionelle und schnelle Regulierung des Schadens mit den beteiligten Versicherungen problemlos anzustoßen.
Marderschaden
Obwohl sie immer nur auf dem Land vermutet werden, erobern Marder zusammen mit anderen Nagetieren auch die Städte. Daher sind Sie leider nirgendwo davor gefeit, dass ein Tier Kabel und Schläuche im Inneren Ihres Wagens annagt. Das Tückische an dieser Art des Schadens ist, dass er oft nicht gleich bemerkt wird, sondern erst während der Fahrt. Die Folgen können recht harmlos sein, z. B. wenn die Spritzwasserzufuhr zu den Scheibenwischern betroffen ist.
Andererseits kann so ein Nagetier die Motorsteuerung empfindlich stören: Wenn Kabel z. B. nicht ganz durchgebissen sind, verursacht die beschädigte Isolierung unter Umständen Fehler. Beispielsweise bei erhöhter Luftfeuchtigkeit oder wenn die Temperatur im Motorraum steigt. Hier droht, dass der Motor ungeplant ausgeht oder dass schwerwiegende Folgeschäden auftreten.
Sie haben bemerkt, dass sich Nagetiere in Ihrem Wagen zu schaffen gemacht haben? Führen Sie mindestens eine Sichtprüfung im Motorraum durch. Gewissheit, ob alles in Ordnung ist, schafft nur Ihr Gutachter.
Parkschaden
Entweder war die Parklücke doch kleiner als angenommen oder der Fahrer war an die Maße des Wagens nicht gewöhnt – es geht ein leichter Ruck durchs Auto, ein Knirschen oder Kreischgeräusch und schon ist der Parkschaden da. Die gute Nachricht ist, dass es sich in den meisten Fällen nur um → Lackschäden handelt. Obwohl diese normalerweise die Fahrbereitschaft eines Autos nicht beeinflussen, ist der Ärger darüber oft groß. Die Schrammen sind unansehnlich und sobald sie tiefer gehen, bergen sie später die Gefahr von Rost am freigelegten Blech. Mit der sichtbaren Verletzung der Außenhaut wird vor allem bei neueren Fahrzeugen der Wiederverkaufswert beeinträchtigt. Um das Ausmaß genau abzuschätzen, hilft nur das Urteil des Fachmanns.
Bei Parkschäden werden nicht lackierte Teile oft vernachlässigt. Es muss aber überprüft werden, ob z. B. an den Fahrzeugkanten angebrachte Scheinwerfer verformt sind oder ob ihr Abdeckglas gesprungen ist. Ähnliches gilt für Nummernschilder und die Reifen.
Es handelt sich bei weitem nicht bei allen Parkschäden um Kollisionen mit einem anderen Fahrzeug. Daher muss man mögliche Schäden an Gebäuden, der Bepflanzung oder an Begrenzungsanlagen untersuchen. Ein umgefahrenes Parkschild ist kein Kavaliersdelikt: Dem Eigentümer steht Schadensersatz zu, auch wenn es möglicherweise nur um das Wiederaufrichten des Schildes geht. Um auf der sicheren Seite zu sein, untersucht Ihr Gutachter, welche Schäden durch den schief gelaufenen Parkversuch angefallen sind. Diese unterscheidet er von den Spuren anderen Ursprungs.
Totalschaden
Entgegen der Annahme, Totalschäden würden nur durch Aufsehen erregende Crashs mit hohem Tempo verursacht, handelt es sich bei dem Totalschaden eher um einen versicherungstechnischen Begriff. Dieser kann bei allen aufgeführten Schadensarten zum Tragen kommen. Um einen Schadensfall als Totalschaden einzuordnen, ist folgende Frage wichtig: Übersteigt der zu erwartende Aufwand für die Reparatur des Schadens den Marktwert des PKW? Der Marktwert wird selbstverständlich für den Zustand vor dem Eintritt des fraglichen Schadens ermittelt.
Bei einem Neufahrzeug tritt der Totalschaden also nur auf, wenn es wirklich zu einem schweren Unfall gekommen ist. Interessanter gestalten sich die Fälle bei älteren Autos. Wenn der Restwert eines 15-jährigen Kleinwagens beispielsweise unter 500 Euro liegt, kann sogar ein kleiner Auffahrunfall mit Beschädigung des Fahrwerks dafür sorgen, dass die zu erwartende Reparatur teurer als der Restwert käme. Der PKW wird folglich als Totalschaden eingestuft. Im Fall eines Totalschadens ersetzen die Versicherungen nur den Restwert des Fahrzeugs. Dem Eigentümer bleibt es dann überlassen, den Restbetrag für die Instandsetzung selbst zu berappen oder sich ein vergleichbares Gebrauchtfahrzeug im gleichen Preisbereich zu suchen.
Wasserschaden
Wasser ist nicht nur der Feind aller Elektronik, sondern auch vieler Metalle. Sowie der Gegenstände, die zum Verrotten oder zur Schimmelbildung neigen (z. B. Polster und Stoffe). Da sich all diese Dinge in oder an unseren Fahrzeugen finden, sind Wasserschäden häufig. Dafür gibt es verschiedene Anzeichen: korrodierende Metalle verfärben sich und eventuell darüberliegende Lacke oder Deckschichten blättern ab. Wenn Fasermaterialien verrotten oder schimmeln, entsteht oft ein übler Geruch. Wasserschäden an der Elektronik machen sich häufig durch unberechenbare Fehlermeldungen oder Funktionsausfälle („Mein Wagen startet bei schlechtem Wetter nicht“) bemerkbar. Das Fatale: Wenn Sie diese Anzeichen bemerken, arbeitet das Wasser oft schon länger. Und der tiefer liegende Schaden hatte Zeit, sich auszubreiten. In welchem Ausmaß, kann nur der Fachmann feststellen – indem er die Ursache aufspürt und empfiehlt, wie sich der Wassereinbruch stoppen lässt.
Die Ursachen sind zahlreich. Ein alter Unfallschaden, der das Fahrgestell verzogen hat, hat z. B. vielleicht die Spaltmaße der Metallteile verändert. Und so eine mikroskopische Eintrittsfuge geschaffen. Natürlich gibt es auch Alterungseffekte. Der Unterboden eines PKWs ist standardmäßig mit einem Schutzlack überzogen. Wenn kleine Steinschläge und Streusalz im Winter über Jahre hinweg den Unterboden angreifen, kann hier der Rost ansetzen. Eine weitere typische Eintrittsstelle für ungebetenes Regenwasser sind alte Schiebe- oder Faltdächer. Zeigen sich erst einmal Flecken am Autohimmel, kann dies bedeuten, dass die darüber liegende Isolationsschicht vollgesogen und damit unbrauchbar geworden ist.
Ihr Experte kann feststellen, ob sich neben den oberflächlich sichtbaren Spuren auch weitere negative Auswirkungen auf die Sicherheit Ihres Wagens gibt.
Wildschaden
Nicht nur im Motorraum können Wildtiere unserem Fahrzeug zusetzen (→ Marderschaden). Vor allem in ländlichen Gegenden und im Wald kommt es immer wieder zu Zusammenstößen. Hauptsächlich mit Rotwild und Wildschweinen. Schon bei mittleren Geschwindigkeiten ist die Auswirkung eines ausgewachsenen Ebers auf die Kühlerhaube für den Laien kaum vorstellbar. Nicht selten kommt es bei Wildunfällen zu → Totalschäden.
Trotzdem raten Sicherheitsexperten immer wieder: Wagen Sie keine riskanten Ausweichmanöver, wenn sich ein Tier nicht sicher umfahren lässt. Denn falls Sie mit einem Baum oder einem entgegenkommenden Auto zusammenstoßen, ist die Auswirkung oft noch ernster.
Um das Ausmaß eines Wildschadens zu beurteilen, sind ähnliche Größen von Bedeutung wie beim allgemeinen → Frontschaden. Fahrwerk, Motor und Elektronik sind die wichtigsten, aber bei weitem nicht alle Bereiche, die der Fachmann untersuchen muss.